Change of Utopias
Verwoben durch natürliche Abhängigkeiten, finden wir uns in einem komplexen System mit artenübergreifenden Beziehungen. In einer Zeit, in der unser Verwandtschaftsbegriff von Beziehungsverflechtung statt Genetik bestimmt wird, scheinen wir unfähig, die Komplexität unserer Welt zu verstehen und mit einer artenübergreifenden Verantwortung umzugehen.
Was ist Mensch? Was ist Natur? Unterscheiden sich Mensch und Natur? Wo hört ein Individuum auf und wo fängt es an? Sind Pflanzen auch Lebewesen? Welche Art von Lebewesen gibt es? Was können wir von anderen Spezies lernen? Welche Perspektiven können wir einnehmen, um Zukünfte neu zu denken und zu gestalten, die sich von herkömmlichen Dualismen wie Mensch und Tier, Natur und Kultur, etc. unterscheiden? Was bedeuten diese Fragen für die Architektur als raumbildende Disziplin?
Mit dem Ablehnen von anthropogenen architektonischen Narrativen und der Aneignung neuer architektonischer Perspektiven, Arbeitsweisen und Methoden möchten wir überkommene Klassifizierungen hinterfragen und terrestrische Utopien skizzieren. Unser Architekturverständnis weitet sich von einer auf den Menschen bezogenen Disziplin zu einer terrestrischen Architektur.
Der Zusammenhang zwischen Ressourcenverbrauch, Emissionen, Klimakrise und militärischen Abhandlungen ist nicht nur das “Blut-Vergießen” selbst. Was hat die Rettung unserer Weltmeere, unserer Ökosysteme oder der Artenvielfalt mit dem Krieg in Europa, Krieg in Afrika, Krieg in Asien, Krieg in Südamerika, Krieg im Pazifik oder Krieg im All zu tun? Hier geht es um die vermeintliche Legitimation der Zerstörung von Habitaten und Mitwelten durch anthropogene geopolitische und wirtschaftliche Interessen.
Wir werden Expert*innen aus Kunst und Wissenschaft kennenlernen, die mit uns analog und digital über diese Themen sprechen, diskutieren und philosophieren und uns der Frage stellen, wie wir auf diesem Planeten weiter leben möchten und können.
Ausgangspunkt, Informationsquelle und Inspirationsquelle ist in diesem Sommersemester Merlin Sheldrakes Buch „VERWOBENES LEBEN. Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen“.
Sie sind in der Erde, in der Luft, in unserem Körper. Pilze sind überall, aber man übersieht sie leicht. Sie halten uns am Leben, bauen Schadstoffe in der Atmosphäre ab und verändern das Verhalten von Tieren. Sie beeinflussen, wie wir Menschen fühlen und denken und sind für alle Lebensformen unverzichtbar. Sie existieren an der Grenze zwischen Leben und Tod.¹ Pilze demonstrieren eine ganz andere Intelligenz und Wahrnehmung der Welt als die der Menschen.
WIR TRANSFORMIEREN WILD, VIELFÄLTIG UND HYBRID
Als Architekt*innen haben wir die Aufgabe, nicht die Zukunft als gebaute Form zu gestalten, sondern Transformations-Strategien für die Zukunft einer Erde, die für alle Lebewesen bewohnbar ist, zu entwerfen. Wir möchten zusammen mit euch die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart transformieren und für eine integrative Zukunft entwerfen.
Präzise Transformationen bedingen neue Perspektiven und das Auffinden von Alternativen zum Status Quo. Für uns bedeutet das, sowohl mit physischen Strukturen und Räumen als auch mit städtischen Netzwerken oder sozialen Strukturen wie Gesetzgebung, neuen Technologien oder Medien zu arbeiten. Der Rahmen spannt sich somit konkret von Transformationen der gebauten Form über den spekulativen Entwurf bis hin zur kultureller Produktion von architektonischen Ereignissen und Erzählungen. Im Zentrum der Projekte, egal welcher Transformationsansatz verfolgt wird, soll eine neu definierte Beziehung zwischen Natur und Kultur stehen. Wir möchten mit euch anthropogene Kontexte durch Interventionen zu terrestrischen Modellen eines Zusammenlebens von allen Lebewesen transformieren.
Wie können wir als Menschen in artenübergreifender Verantwortung gestalten und unsere Expertise als angehende Architekt*innen im Wissen dieser Verantwortung anwenden? Wie kommen Gemeinschaft, Architektursprache, Kontext und Zeit durch spezifische Praxismethoden und -strategien zusammen? Wie können wir die Rolle von Architekt*innen in der Zukunft definieren? Welche neuen Aufträge ergeben sich in der Architekturpraxis durch einen ganzheitlichen Transformationsansatz? Welche Medien und Techniken werden hierfür benötigt?
¹ Merlin Sheldrake, “VERWOBENES LEBEN. Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen: offizieller Klappentext des Buches, Ullstein Verlag, 2020
Change of Utopias
Verwoben durch natürliche Abhängigkeiten, finden wir uns in einem komplexen System mit artenübergreifenden Beziehungen. In einer Zeit, in der unser Verwandtschaftsbegriff von Beziehungsverflechtung statt Genetik bestimmt wird, scheinen wir unfähig, die Komplexität unserer Welt zu verstehen und mit einer artenübergreifenden Verantwortung umzugehen.
Was ist Mensch? Was ist Natur? Unterscheiden sich Mensch und Natur? Wo hört ein Individuum auf und wo fängt es an? Sind Pflanzen auch Lebewesen? Welche Art von Lebewesen gibt es? Was können wir von anderen Spezies lernen? Welche Perspektiven können wir einnehmen, um Zukünfte neu zu denken und zu gestalten, die sich von herkömmlichen Dualismen wie Mensch und Tier, Natur und Kultur, etc. unterscheiden? Was bedeuten diese Fragen für die Architektur als raumbildende Disziplin?
Mit dem Ablehnen von anthropogenen architektonischen Narrativen und der Aneignung neuer architektonischer Perspektiven, Arbeitsweisen und Methoden möchten wir überkommene Klassifizierungen hinterfragen und terrestrische Utopien skizzieren. Unser Architekturverständnis weitet sich von einer auf den Menschen bezogenen Disziplin zu einer terrestrischen Architektur.
Der Zusammenhang zwischen Ressourcenverbrauch, Emissionen, Klimakrise und militärischen Abhandlungen ist nicht nur das “Blut-Vergießen” selbst. Was hat die Rettung unserer Weltmeere, unserer Ökosysteme oder der Artenvielfalt mit dem Krieg in Europa, Krieg in Afrika, Krieg in Asien, Krieg in Südamerika, Krieg im Pazifik oder Krieg im All zu tun? Hier geht es um die vermeintliche Legitimation der Zerstörung von Habitaten und Mitwelten durch anthropogene geopolitische und wirtschaftliche Interessen.
Wir werden Expert*innen aus Kunst und Wissenschaft kennenlernen, die mit uns analog und digital über diese Themen sprechen, diskutieren und philosophieren und uns der Frage stellen, wie wir auf diesem Planeten weiter leben möchten und können.
Ausgangspunkt, Informationsquelle und Inspirationsquelle ist in diesem Sommersemester Merlin Sheldrakes Buch „VERWOBENES LEBEN. Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen“.
Sie sind in der Erde, in der Luft, in unserem Körper. Pilze sind überall, aber man übersieht sie leicht. Sie halten uns am Leben, bauen Schadstoffe in der Atmosphäre ab und verändern das Verhalten von Tieren. Sie beeinflussen, wie wir Menschen fühlen und denken und sind für alle Lebensformen unverzichtbar. Sie existieren an der Grenze zwischen Leben und Tod.¹ Pilze demonstrieren eine ganz andere Intelligenz und Wahrnehmung der Welt als die der Menschen.
WIR TRANSFORMIEREN WILD, VIELFÄLTIG UND HYBRID
Als Architekt*innen haben wir die Aufgabe, nicht die Zukunft als gebaute Form zu gestalten, sondern Transformations-Strategien für die Zukunft einer Erde, die für alle Lebewesen bewohnbar ist, zu entwerfen. Wir möchten zusammen mit euch die Vergangenheit analysieren, die Gegenwart transformieren und für eine integrative Zukunft entwerfen.
Präzise Transformationen bedingen neue Perspektiven und das Auffinden von Alternativen zum Status Quo. Für uns bedeutet das, sowohl mit physischen Strukturen und Räumen als auch mit städtischen Netzwerken oder sozialen Strukturen wie Gesetzgebung, neuen Technologien oder Medien zu arbeiten. Der Rahmen spannt sich somit konkret von Transformationen der gebauten Form über den spekulativen Entwurf bis hin zur kultureller Produktion von architektonischen Ereignissen und Erzählungen. Im Zentrum der Projekte, egal welcher Transformationsansatz verfolgt wird, soll eine neu definierte Beziehung zwischen Natur und Kultur stehen. Wir möchten mit euch anthropogene Kontexte durch Interventionen zu terrestrischen Modellen eines Zusammenlebens von allen Lebewesen transformieren.
Wie können wir als Menschen in artenübergreifender Verantwortung gestalten und unsere Expertise als angehende Architekt*innen im Wissen dieser Verantwortung anwenden? Wie kommen Gemeinschaft, Architektursprache, Kontext und Zeit durch spezifische Praxismethoden und -strategien zusammen? Wie können wir die Rolle von Architekt*innen in der Zukunft definieren? Welche neuen Aufträge ergeben sich in der Architekturpraxis durch einen ganzheitlichen Transformationsansatz? Welche Medien und Techniken werden hierfür benötigt?
¹ Merlin Sheldrake, “VERWOBENES LEBEN. Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen: offizieller Klappentext des Buches, Ullstein Verlag, 2020